Reichsadler

Josef „Sepp“ Mages – Bildhauer des Innenreliefs „Reichsadler“ in der Friedenskapelle
(von Michael Staudt)

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Reichsadler Ostwand innen

Der am 6. Okober 1895 in Kaiserslautern geborene und am 28. November 1977 hier verstorbene Bildhauer Josef „Sepp“ Mages, war ein deutscher Bildhauer und Professor an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Erste Erfahrungen machte er in der Steinmetzwerkstatt seines Vaters und studierte von 1913 bis 1920 an der Königlichen Kunstgewerbeschule im München bei Richard Riemerschmid und Joseph Wackerle. (Angaben im Folgenden nach Josef „Sepp“ Mages, Wikipedia)

Skulpturen für das
Olympiastadion
in Berlin

In Kaiserslautern führte Sepp Mages mehrere öffentliche Aufträge aus. Zu diesen frühen Arbeiten gehören Fantasiefiguren aus farbig bemalter zinnglasierter italienischer Keramik, Majolika genannt, die auf dem „Weinhof“, einem Innenhof der Hallenbauten auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände der Stadt aufgestellt wurden. Die Nationalsozialisten stuften diese Figuren als „entartete Kunst“ ein, vernagelten sie zunächst mit grün gestrichenen Brettern und zerstörten sie nach 1942 öffentlich. „Der konservative und wenig bekannte Mages“, so der Wikipedia-Eintrag wörtlich, „arrangierte sich mit dem NS-Regime“ und wurde zusammen mit anderen damit beauftragt, Skulpturen im archaistischen Stil für das Olympiagelände und das Olympiastadion in Berlin anzufertigen. Der Kunsthistoriker Carl Georg Heise schrieb über die Monumentalskulpturen „Sportskameraden“ und andere im Stil der Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges: „Mages starre Gestalten … sind zwar städtebaulich außerordentlich wirksam, haben aber nicht die Kraft, … künstlerisch zu fesseln.“ Diese Monumente waren auf Fernwirkung ausgerichtet.

Zudem hatte Mages bereits 1931 das 23er Kriegerdenkmal an der Fruchthalle entworfen und Fassadenfiguren an der Meisterschule, die ebenfalls von den Nazis entfernt worden sind. („Die frei Zementklumpen sind endlich entfernt“, Zitat aus NSZ Rheinfront)

bis 1961 Professor an der
Staatliche Kunstakademie
in Düsseldorf

1938 wurde Mages an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen. Für das Deutsche Haus in Lüttich im Rahmen einer großen Wasserbauausstellung fertigte er das NS-Hoheitszeichen, einen stolzen Adler mit einem Hakenkreuz in den Fängen. In Düsseldorf war er bis 1961 Professor für Bildhauerei (Architekturplastik). Zu den Bildhauerstudenten von Sepp Mages gehörte seit 1948 kein geringerer als Günter Grass, der sich aber nach zweieinhalb Jahren mit Mages überwarf und in die Klasse von Otto Pankok (Zeichnen und Grafik) wechselte, der von den Nazis als entarteter Künstler gebrandmarkt und drangsaliert worden war. Mages überstand aber nach dem Zweiten Weltkrieg alle Entnazifizierungswellen, weil er vergleichsweise als „geringer belastet“ galt. Auch Prof. Ewald Mataré, der Akademiedirektor, von den Nazis entlassen und später rehabilitiert (1945), gelang es nicht, einen Neuanfang durch die Entlassung des gesamten Kollegiums zu erreichen. Als Mitglied des dreiköpfigen Vertrauensrates hatte sich wohl auch Mages 1935 gegen den Verbleib von Mataré ausgesprochen.

Mages beschränkte sich dann nach 1945 in seiner Lehre auf rein gestalterische und handwerklich technische Fragen. Auch der Versuch einer Gruppe von Studenten der Klasse von Otto Pankow, alle restlichen ehemaligen NSDAP Parteigänger aus dem Dienst der Akademie zu entfernen, scheiterte. 1959 entwickelte Grass, so der Wikipedia Eintrag über Sepp Mages, „in seinem weltberühmten Roman die Blechtrommel seine Romanfigur Professor Maruhn nach dem Vorbild von Josef „Sepp“ Mages und setzte diesem ein literarisches Denkmal.“

Auch Otto Pankok setzte Günter Grass, der einige Jahre brauchte, um mit seiner NS Zeit gänzlich zu brechen und die Wirkung des politischen Künstlers Pankok auf sein literarisches und künstlerisches Werk entsprechend zu würdigen, mit der Figur des „Professor Kuchen“ in diesem Roman ein weiteres literarisches Denkmal.
(Lesestelle Blechtrommel, Kapitel Madonna 49, S. 604-622)

Günter Grass, Blechtrommel: Über Prof. Maruhn: “Stämmiger untersetzter Mitfünfziger mit staubiger Baskenmütze“. Günter Grass schreibt 1981 in einem Brief an Rainer Herrmann, Redakteur der Schüler- Zeitung vom neu nach Pankok benannten Otto Pankok Gymnasium: „Meine Ausbildung begann in Düsseldorf an der Kunstakademie als Bildhauer bei Professor Sepp Mages, einem Mann, der mir handwerklich sehr viel vermittelt hat, doch mit zunehmenden Drang nach künstlerischer Eigenständigkeit kam es auch zu Spannungen zwischen Mages und mir; deshalb wechselte ich zu Otto Pankok, dessen Schüler damals eine Ansammlung begabter und verrückter, schräger und bunter Vögel gewesen sind. „Die Formsprache von Sepp Mages „wie unberührt vom Zeitgeschehen, klassizistisch geblieben“, vermittelte Otto Pankok seinen individuellen Spätexpressionismus. „Das Gegensätzliche dieser beiden Künstler, die übrigens miteinander befreundet waren, hat mich später gereizt, beide auf satirische Art und Weise in meinem Roman „Die Blechtrommel“ zu portraitieren.

1961 ging Mages in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wurde Joseph Beuys als Professor an die Kunstakademie berufen.

© VHS KL, September 2018

Der Beitrag beruht auf folgenden Quellen:

Josef Mages, Wikipedia, letzter Seitenaufruf 05.09.2018
Norbert Fasse, „Mehr Gehalt, mehr Wahrhaftigkeit“, Innerer Kompass, künstlerisches Arbeiten und widerständiges Handeln bei Otto Pankok; in: Neuhaus, Ohrgaard, Thomsalt (HG), Freiraum, Bd. 3, Berlin 2018, S. 72-118.